Haben Sie die Europawahl genauer verfolgt? Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht jedes der Fernsehduelle von Junker und Schulz gesehen habe und diese auch nicht sehr spannend fand. Dennoch halte ich die Europawahl für einen wichtigen demokratischen Akt, an dem sich die Bürger beteiligen sollten. Ich selbst habe auch hier von Malta aus gewählt und so mein Recht wahrgenommen, mich an der Entscheidungsfindung, wie die EU in den nächsten Jahren regiert werden soll, zu beteiligen.
Während es in einigen EU-Ländern eine starke Rechtsbewegung gab, wie beispielsweise in Frankreich, wo Marie Le Pen mit ihrer Partei der Fron National die Stimmenmehrheit verbuchen konnte, blieben die großen Überraschungen in Malta aus. Insofern unterscheidet sich das maltesische Wahlergebnis nicht wesentlich von dem Deutschen, jedenfalls was den Überraschungsfaktor anbetrifft. In Malta wurden jedoch nicht die konservativen, sondern die Labour-Partei zu stärksten Kraft für das Europaparlament gewählt. Auch weiterhin kann die Partei, die 53,3% aller Stimmen bekam, vier der sechs Abgeordneten bestimmen und so wird Alfred Sant mit einer breiten Rückendeckung durch die Wähler in das Brüsseler Parlament einziehen können. Gefolgt von der konservativen National Partei, die immerhin 40% der Stimmen erhielt.
Eines wird deutlich, es gab deutlich weniger Parteien als in Deutschland, die überhaupt Wählerstimmen erhielten. Während in Deutschland durch den Wegfall der 3%-Hürde Splitterparteien, wie sogar die Satirepartei Die Partei in das Parlament einziehen, bleibt es in Malta bei den beiden etablierten Parteien.
Außerdem ist die hohe Wahlbeteiligung in Malta herausstechend, denn von 330.000 Wahlberechtigten, haben 79% ihre Stimme abgegeben. Verglichen mit der Wahlbeteiligung der Bundeswahl, die bei 90% liegt, ist dies zwar geringer, doch im europäischen Vergleich sind dies Spitzenwerte.
Wie lässt sich dieses Wahlergebnis also interpretieren? Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Regierung unter Joseph Muscat noch immer die Zustimmung des Volkes hat, ist die Europawahl doch immer ein Stück weit Indikator für die nationale Politik. Das ist vor allem vor dem Hintergrund der vielen liberalen Ansätze der Labour-Partei bemerkenswert.