365 – Das ist nicht nur die Zahl der Tage im Jahr, sondern auch die Anzahl der Kirchen, die auf Malta zu finden sind. Für jeden Tag ein – wenn man möchte.
Diese schier ungeheure Zahl an Kirchen – besonders, wenn man diese in Relation zu den Einwohnern setzt (je Kirche 1100 Einwohner) – ist ohne Hintergrundwissen kaum zu interpretieren. Den Maltesern ist ihr Glaube sehr wichtig. Auch kulturhistorischen nehmen die Kirchen, die meisten von ihnen entstanden vor dem 17. Jahrhundert, in Malta eine zentrale Bedeutung ein.
Mit einem Anteil von 95% Katholiken verzeichnet die Insel den höchsten Katholikenanteil in der gesamten Europäischen Union. Zudem ist der Katholizismus in der Verfassung als Staatsreligion verankert. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal. Die katholische Geschichte Maltas geht zurück in das Jahr 60 nach Christus, als der Apostel Paulus mit einem Schiff auf der Insel gestrandet sein soll. Der 10. Februar, der Tag an dem die Malteser den „Schiffbruch Pauli“ feiern, stellt noch heute einen wichtigen Feiertag dar, erinnert er doch an die Einführung des Christentums auf der Insel. Auch Papst Benedikt XVI. würdigte dieses historische Ereignis bei seinem Besuch im April 2010.
Im 16. Jahrhundert wurde Malta abermals Schauplatz kirchlich motivierter Politik. Nach den Kreuzzügen zogen sich die Ritter des Johanniterordens nach Malta zurück, dass sie von Kaiser Karl V. als Lehen erhielten. Es entwickelte sich der Malteserorden, der begann, seine Streitkraft über eine Meeresflotte auszubauen.
Malta war das letzte Land, dass die zivilrechtliche Scheidung einführte und Abtreibungen stehen noch heute unter Strafe. Zwar hat die aktuelle Regierung bereits einige Liberalisierungsprozesse in Gang gebracht und etwas die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert. Aber der katholische Glaube ist tief in der maltesischen Gesellschaft verwurzelt. Wir sind gespannt, wie sich das Land weiter entwickelt und welche Rolle die Kirche dabei einnehmen wird.