Kryptowährungs-Exchanges erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Kein Wunder: umso größer die Anzahl an Kryptowährungen bzw. Token, die sich im Umlauf befinden, desto wichtiger wird es, einzelne Token gegen andere handeln und wechseln zu können.
Da nun auch immer mehr Venture Capital-Firmen und institutionelle Anleger den Markt der Digital Assets als interessante Investitionsmöglichkeit entdecken, wird sich dieser Trend in Zukunft noch verstärken. Auch die maltesische Regierung hat sich des Themas angenommen und eine eigene Blockchain-Lizenzklasse für Exchanges vorgesehen.
Vorbei sind die Zeiten, in denen Krypto-Exchanges bloß Zeitvertreib für ahnungslose Spekulanten waren. Sie sind zu gefragten Handelsplätzen und dem Sekundärmarkt für vielversprechende Token aufstrebender Unternehmen avanciert.
Grund genug sich Krypto-Exchanges einmal näher anzusehen. Wir widmen uns deswegen dem Thema in einer ausführlichen 3-teiligen Serie von Blog-Artikeln. Und weil sich tatsächlich noch nicht jeder da draußen mit ersten Gehversuchen an Exchanges versucht hat, werden wir uns im heutigen ersten Teil zunächst einmal mit der grundlegende Funktionsweise und den Eigenschaften von Krypto-Exchanges beschäftigen.
Hinweis: Der Begriff Token und Kryptowährungen wird in den Artikeln dieser Serie synonym verwendet.
Was genau versteht man unter Exchanges? Und wie funktionieren diese?
Exchanges sind Austauschbörsen, auf welchen man eine Ware gegen eine andere handeln kann. Der Exchange selbst finanziert sich über die Austauschgebühren, also die Differenz zwischen dem Verkaufspreis (Ask-Price) und dem Ankaufspreis (Bid-Price), wobei man auch vom Ask-Bid-Spread bzw. der Marge spricht. Klassische Aktienbörsen kennen wir alle, Krypto-Exchanges hingegen sind ihr Pendant in der Welt der Kryptowährungen. Sprich: im Grunde sind Kryptowährungs-Exchanges nichts anderes als Börsen, an denen eben Kryptowährungen gehandelt werden.
In der Praxis unterscheiden sich dabei die einzelnen Kryptowährungs-Exchanges danach, welche Währungen sie unterstützen. Zum einen betrifft dies die Frage, ob man sowohl Fiat- als auch Kryptowährungen oder nur Kryptowährungen gegeneinander handeln kann.
Ein weiterer Aspekt ist, dass man nicht jede Kryptwährung auf jedem Exchange handeln kann. Selbstverständlich unterstützen praktisch alle Börsen die bekannten Coins Bitcoin, Ethereum, Ethereum Classic, Ripple und Litecoin. Anders sieht es allerdings bei vielen der aufstrebenden noch weniger bekannten Kryptowährungen aus, die im Jargon auch als „Altcoins“ bezeichnet werden.
Möchte man eine relative neue bzw. junge Altcoin kaufen und handeln, sollte man bei dem Unternehmen selbst (z.B. in deren Whitepaper) oder bei Google recherchieren. Die Wahrscheinlichkeit ist nämlich hoch, dass der Token nur auf einigen wenigen Exchanges gehandelt werden kann.
Um sich bei einem Exchange registrieren und kaufen bzw. investieren und handeln zu können, muss man ähnlich der Eröffnung eines neuen Kontos bei einer Bank den sogenannten Know-Your-Customer-Prozess der Bank durchlaufen. Verpflichtet durch EU-Gesetze muss ein Finanzunternehmen bestimmte Mindestinformationen über neue Benutzer einholen. In diesem Falle werden Sie Vor- und Nachnamen, Wohnadresse, Alter und Geburtsdatum, Geschlecht angeben sowie den Scan eines Lichtbildausweises hochladen müssen. Anschließend müssen Sie per Videochat noch mit einem Kundenbetreuer kurz telefonieren, der überprüft, ob Sie auch wirklich die Person auf dem Lichtbildausweis sind. Danach ist die Kundenverifikation abgeschlossen, Ihr Konto eröffnet und das Traden kann beginnen (endlich!).
Was macht Kryptowährungs-Exchanges besonders?
Sie ermöglichen den Zugang zu allen handelbaren Kryptowährungen, auch wenn man bei deren Erstausgabe (sprich dem Initial Coin Offering) etwa nicht dabei war. Man kann Fiat-Währungen einzahlen, etwa US-Dollar und Euro und diese werden dann umgewandelt in die gekaufte Kryptowährung und in der jeweiligen Wallet beim Exchange gespeichert.
Von diesem Wallet aus kann dann durch den Ankauf bzw. Verkauf bestimmter Kryptowährungen gehandelt werden. Durch Annahme zukünftiger Wertgewinne bzw. -verluste bestimmter Währungen kann man sogenannte Währungspaare (wie z.B. BTC/ETH, BTC/XRP etc.) dementsprechend handeln, um Rendite zu erzielen.
Die wichtigste Rolle, die Kryptowährungs-Exchanges einnehmen, ist allerdings, dass Sie den Sekundärmarkt für Kryptowährungen bzw. Token darstellen. Wenn ein Unternehmen im Zuge ihres Initial Coin Offering (ICO) bzw. auch als Token Generation Event einen Token herausgibt, dann kommen nicht immer alle Interessenten zum Zug, oder interessierte Anleger erfahren erst im Nachhinein von der Existenz dieses Tokens (verflixt!).
An einem Kryptowährungs-Exchange können bestehende Token-Inhaber diese einfach verkaufen bzw. „liquidieren“ und Interessenten einfach zu Token-Inhabern werden. Trades können entweder live zu aktuellen Marktpreisen durchgeführt werden oder aber auch durch die Eingabe von Ordern erst dann automatisch durchgeführt werden, falls bestimmte Preisgrenzen erreicht wurden. So könnte man z.B. eine Order aufgeben, wonach man 5 ETH (also Ethereum) kaufen möchte, wenn der Marktpreis von ETH etwa eine Grenze von 180 USD unterschreitet.
Anschließend kann man sich zurücklehnen und den Exchange bzw. dessen Smart Contracts die Arbeit machen lassen. Findet die erhoffte Marktentwicklung tatsächlich statt und der Kurs unterschreitet die 180 USD-Marke, so wird die Order automatisch durchgeführt. Der entsprechende Betrag wird in USD abgebucht und die 5 ETH in das ETH-Wallet beim Exchange aufgenommen.
Zentrale vs. Dezentrale Krypto-Exchanges
Unterschiede gibt es auch in der Architektur von Exchanges: man muss zwischen zentralen Exchanges (central exchanges – „CEX“) und dezentralen Exchanges (decentral exchanges – „DEX“) differenzieren. Da es in Kryptokreisen Befürworter und Gegner beider Modelle gibt und beide ihre Vor- und Nachteile haben, werden diese nun näher betrachtet.
Bei einem zentralen Exchange wird die gesamte Austauschbörse von einem einzigen registrierten Unternehmen betrieben. Das Unternehmen stellt mittels eines zentralen Servers das Service zur Verfügung – inklusive Support und Kundenservice, die vom gleichen Betrieb angeboten werden. Ebenso sorgt der zentrale Exchange samt erforderlicher Unterstützung von Banken dafür, dass ausreichend Liquidität vorhanden ist.
Die wichtigsten Vorteile eines zentralen Exchanges sind die schnellere Transaktionsabwicklung, da alle Transaktionen von einem einzigen Node verarbeitet werden, als auch eine einfache und übersichtliche Benutzeroberfläche, da dem Nutzer das Handeln mit Kryptowährungen möglichst leicht gemacht werden soll. Ebenfalls für zentrale Exchanges spricht der zentrale Kundensupport, der auch deswegen effektiv arbeiten kann, weil sich das gesamte Service unter der Kontrolle des Unternehmens befindet. Außerdem profitieren Nutzer bei zentralen Exchanges von einer höheren Liquidität, welche eine rasche Ausführung von Ankauf- und Verkaufs-Ordern ermöglicht.
Gleichzeitig gibt es auch eine Vielzahl von Gründen, weshalb gerade Krypto-Enthusiasten gegen zentrale Exchanges sind und sich für die Nutzung von dezentralen Exchanges aussprechen. Ein wichtiges Argument ist rein ökonomischer Natur. Weil ein zentraler Exchange stets für ausreichend Liquidität sorgen muss, um Angebot- und Nachfragespitzen abdecken zu können, werden auch teils recht hohe Transaktionsgebühren eingehoben. Das wahrscheinlich wichtigste Argument, das gegen zentrale Exchanges spricht, ist allerdings die Sicherheit. Weil hier alles über einen zentralen Server läuft und abgewickelt wird, kann durch den Hack eines einzigen Servers sowohl der Betrieb des gesamten Exchanges ausfallen und – für den Investor noch schlimmer – die beim Exchange befindlichen Wallets könnten gehackt und das Guthaben unwiderruflich gestohlen werden. Zudem widerspricht der zentrale Exchange auch dem für Kryptofans wichtigen Gedanken bzw. Prinzip der Dezentralisierung.
Und so funktioniert der zentrale Exchange: Benutzer überweisen ihre jeweiligen Kryptowährungsbeträge an den Exchange, bei dem der Nutzer über eine in sein Nutzerkonto eingebaute Wallet auf sein Guthaben zugreifen kann. Die Wallet selbst wird also zentral gehostet beim Betreiber des Exchanges.
Darum haben sich dezentrale Exchanges als interessante Alternative zu „klassischen“ Exchanges etabliert. Wie der Name andeutet werden hier die Transaktionen dezentral mittels Smart Contracts abgewickelt und verarbeitet. Es gibt keinen wirklichen Intermediär, Investoren traden direkt miteinander (Peer-to-Peer-Trading), der Exchange ist bloß für die Vermittlung von Käufer und Verkäufer verantwortlich.
Der größte Vorteil aus Nutzerperspektive ist, dass er bei einem dezentralen Exchange sein Geld niemals an einen Mittelmann überweisen bzw. diesem anvertrauen muss – wie bei zentralen Exchanges üblich. Stattdessen wird erst bei Vermittlung eines Handelspartners entsprechend überwiesen, wenn ein Trade zustande kommt. Der Verlust des Geldes durch Hack eines Exchanges fällt somit weg. Zudem haben dezentrale Exchanges aufgrund ihrer einfacheren Struktur und günstigeren Betriebes auch viel geringere, minimale Transaktionsgebühren.
Dem entgegen steht vor allem eine geringere Liquidität, weil der Exchange nicht selbst als Handelspartner zur Orderausführung agiert, sondern immer erst ein anderer Trader gefunden werden muss. Außerdem ist die Bedienung eines dezentralen Exchanges aufgrund der Funktionsvielfalt in der Regel schwieriger als beim zentralen Exchange. Nicht zuletzt können hier auch nur einzelne Kryptowährungen gegeneinander ausgetauscht werden, das Traden gegen Fiat-Währungen wie USD, EUR oder GBP ist hingegen nicht möglich. Weiters ist die Transaktionsabwicklung langsamer, da so über mehrere Nodes abgewickelt wird. Außerdem bleibt natürlich das Risiko, dass die eigene Wallet gehackt wird und jeder Nutzer selbst für deren Sicherheit sorgen muss.
Für Ethereum-Gründer Vitalik Buterin ist der wahrgenommene Widerspruch von zentralen Exchanges samt deren Marktmacht gegenüber der Blockchain-Ideale Offenheit und Transparenz so groß, dass er im August 2018 in einem Interview meinte, zentrale Exchanges sollten „in der Hölle schmoren“.