Es passiert nicht oft, dass Malta von der internationalen Presse beachtet wird. Zu klein und im Verhältnis unbedeutend scheint die Insel, die seit 2004 Mitglied der EU ist, auf den ersten Blick. Doch seit der Ermordung der kritischen Journalistin Daphne Caruana Galizia, hat sich dies geändert. Die Journalistin wurde durch eine Autobombe auf Malta ermordet und konnte erst Anfang November beerdigt werden.
Viele Chefredakteure internationaler Medien haben in einem offenen Brief an die EU-Kommission die Überprüfung der Pressefreiheit auf Malta gefordert. Die Antwort der EU-Kommission ist eindeutig. Man werde Malta genau beobachten und auf eine vollständige und transparente Aufklärung des Falles achten.
Dies hatte der maltesische Premier jedoch bereits unmittelbar nach dem furchtbaren Mord deutlich gemacht. Man werde solche kriminellen Strukturen nicht tolerieren und alle Mittel und verfügbaren Kräfte bis zur vollständigen Aufklärung des Falles freimachen. Das hohe Gut der Pressefreiheit dürfe nicht verletzt werden.
Für mich sind die Worte von Muscat glaubhaft. Er weiß, was auf dem Spiel steht. Und das ist nicht weniger als die Glaubwürdigkeit seines Landes. Das Verhältnis zwischen der Presse und Politik ist nicht einfach. Muscat musste die am eigenen Leib erfahren, als eben jene ermordete Reporterin Korruptionsvorwürfe erhoben hat, die ihn beinahe sein Amt gekostet hätten. Doch auch hier hat er Stellung bezogen und klargemacht, dass gerade weil er auf ein spannungsgeladenes Verhältnis mit der Reporterin zurückblicke, eine schonungslose Aufklärung notwendig sei.
Einen ganzen Staat und seine Regierung deswegen unter Generalverdacht zu stellen, halte ich für nicht richtig. Und auch hier sollte erlaubt sein das Vorgehen der Presse kritisch zu hinterfragen. Es ist richtig, dass sich die Politik der Kontrolle im Form von transparenter und umfassender Berichterstattung durch die Medien unterziehen muss. Dieses Recht steht jedem demokratischen Bürger zu. Und dieses Recht gilt es zu schützen und hochzuhalten. Eine solche Tat, wie der Mord an Galizia, ist nicht zu entschuldigen und zu rechtfertigen. Sie jedoch auf der anderen Seite zu nutzen, um ein ganzes Land zu verunglimpfen, halte ich für nicht richtig. Auch dann nicht, wenn es Aufgabe der Presse bleiben muss, den Finger in die Wunde zu legen und dadurch Aufmerksamkeit zu erzeugen und Reformen anzustoßen.